You got me there
- Klara Hens
- 3. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 5. Juni
Ich habe mich dabei erwischt, wie ich unreflektierte Machtdynamiken reproduzieren. Oder besser gesagt, Teilnehmer*innen eines Workshops haben mich dabei erwischt und dadurch bin ich darauf aufmerksam geworden.
Mit der Rolle "the one brave enough to ask all the stupid questions" (vgl. Stengers, I. (2010). Cosmopolitics (Vol. 1). Minneapolis: University of Minnesota Press.) wollten Anne und ich eine Rolle einführen, die den Lernprozess verlangsamt und die Möglichkeit hat, Marginalisierungen, versteckte Barrieren und Machtdynamiken aufzudecken. Die Person hat die Aufgabe durch verständnisfragen zu irritieren und nimmt grundsätzlich nichts als gegeben an.
Als wir unseren Workshop Practice for the Future auf der DDCON25 in Bozen gegeben haben, hat die Person diese Rolle so sehr verkörpert, dass mein ADHS-Gehirn und ich total vergessen haben, dass es die Rolle überhaupt gibt. Immer, wenn die Person Rückfragen gestellt hat, habe ich gedacht: "Hab ich doch gerade erklärt." Meine Ungeduld ist Zeugnis meiner Ergebnisorientiertheit in diesem Fall, obwohl ich mir selbst ankreide, den Prozess in den Fokus zu rücken. Und, obwohl ich mich als Facilitator partizipativer Prozesse sehe. Trotzdem war die Verlangsamung irritierend und auch störend in meinem Kopf. In diesem Moment viel es mir schwer, die Hoheit über und Gestaltung des kollaborativen Prozesses zu teilen. Gleichzeitig habe ich aber die Aufgabe als Facilitator, alle mitzunehmen, damit es eben eine Chance für tatsächliche Pertizipation gibt
Retrospektiv denke ich: Wow! Wie krass gut ist diese Person und wie toll hat they diese Rolle ausgeführt? Obwohl unsere Intention war, die Rollen in einer Art Theaterspiel zu rehearsen, hat die Person die Rolle bereits verkörpert, ausgeübt, praktiziert (Rehearsed Practice). Währenddessen muss ich mir eingestehen, dass ich Machtdynamiken und v.A. das Erkennen und Sehen dieser, noch rehearsen muss. Ich bin dankbar, dass ich darauf hingewiesen wurde und entdeckt zu haben, was auf meiner Bühne geprobt wird.
Kommentare