Rules or no rules?
- Klara Hens
- 7. Juni
- 2 Min. Lesezeit
Aktualisiert: 8. Juni
Wenn ich in ein neues Setting komme, merke ich, dass ich sehr zurückhaltend, schüchtern, wachsam und beobachtend bin. Das liegt an meinem sehr ambivalenten Verhältnis zu Regeln.
(Kurzer Sidetrack: Ich merke, dass ich für eine Audience schreibe. Das stört mich und ich höre jetzt auf. Ich schreib einfach, was in meinem Kopf ist)
Ich mag gerne wissen, was die Regeln sind. Besonders in sozialen Gefügen habe ich voll Angst, unausgesprochene Regeln zu brechen. Die Konsequenz wäre sozialer Ausschluss. Deswegen bleibe ich still, bis ich die Regeln kenne. Gleichzeitig finde ich die Regeln oft doof oder unlogisch und finde nicht, dass ich da rein passe. Aber immerhin kenne ich sie jetzt und kann selbst über das Risiko entscheiden eine Regel zu umgehen oder zu brechen.
Jetzt frage ich mich aber schon länger: Welche Regeln gibt es im gemeinsamen Kreieren? Welche Regeln halte ich durch meinen Background (Studium, Musikalische Ausbildung, meine ganzen Privilegien) für Selbstverständlich? Und wie vielen Menschen geht es so wie mir, wenn sie das erste Mal in einen Co-Creativen Prozess einsteigen, den ich facilitate. Ich denke da an die Sänger*innen in meinen Chören, aber auch an die Studierenden in meinen Hochschulkursen. Wie kann ich die unsichtbaren Regeln sicht-, greif-, erfahr- und vor allem änderbar machen?
Im ersten Schritt hab ich mich also gefragt: An welchen Stellen brauche ich welche Art von Literacy, um z.B. an einer Vocal Painting Session aktiv zu partizipieren. Diese Liste wird nun auf jeden Fall Ausgangspunkt für meine Planung und Struktur zukünftiger Proben, Workshops, Vorträge, Unterrichtseinheiten, Seminare etc. Die Liste fühlt sich sehr unvollständig an. Bestimmt werde ich noch viel daran arbeiten. Ich merke, dass ich oft nicht in der Lage bin, gut zu übersetzen und möchte verstehen, an welchen Stellen ich ansetzen kann, um allen - also auch das langsamste Mitglied der Gruppe - die Chance zu geben aktiv mitzugestalten. Mein Vorgehen war erstmal so: Ich habe mir den Ablauf einer Vocal Painting Session angeschaut und imaginiert, wie ich ihn als Teilnehmer*in durchlaufe und an welchen Stellen ich wie interagiere.

Diesen Sommer - hab ich mir überlegt - möchte ich mich gerne durch Sara Ahmeds Texte arbeiten. Ich habe das Gefühl, dass ich in den Texten auf vieles Stoße, was mich weiterbringt: Sowohl in meinen Überlegungen, was Lehre und Lernen angeht, aber auch in der Reflexion meiner Privilegien und internalisierten Machtvorstellungen. Ich glaube, ich fange an mit:
Ahmed, S. (2004). The cultural politics of emotion. Routledge.
Aber ich kann mir auch vorstellen mit diesem Buch zu beginnen:
Ahmed, S. (2012). On Being Included: Racism and Diversity in Institutional Life. Duke University Press. https://doi.org/10.1515/9780822395324
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