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Du bist genug

Aktualisiert: 8. Juni

Während ich mich auf meine Vorstellung an der HfMT Köln vorbereite, fühle ich viel Unsicherheit in mir. Nicht, weil ich nicht fachlich bzw. inhaltlich überzeugt davon wäre, dass ich kompetent genug bin. Sondern, weil ich mich sorge, in den engen Strukruren und Vorgaben des Bewerbungsverfahrens nicht ausdrücken zu können, was in meinem Kopf ist. Und nicht zeigen zu können, wie ich arbeite, weil meine Arbeit eben Prozessorientiert ist und entsprechend auch nicht so große und schnelle Effekte erzielt, sodass sie in 30min sichtbar werden.


Während ich verstehe, woher die Vorgaben kommen und warum eine Struktur wichtig ist, fühle ich mich darin eingeengt. Ich möchte mich in meinem Prozess zeigen und zeigen, was gerade da ist und mich beschäftigt. Und heute, also jetzt gerade, liegt ein großer Fokus meiner Arbeit auf unsichtbarer Beziehungsarbeit. Auf dem Aushandeln von gemeinsamen Werten und Rollenverständnissen. Auf dem Aufbauen eines Lernraums, der gemeinsam gestaltet ist und gegenseitiges Vertrauen ermöglicht. Ich möchte ohne Rezepte auskommen und bemerke, dass ich immer wieder darauf zurückgreife, um schnell beeindrucken zu können. Ich frage mich oft, was die Berufungskommission wohl sehen möchte. Dann merke ich, dass ich mich verliere.


Was möchte ich der Kommission zeigen?
Handschriftliche Mindmap zum Thema „Hochschullehre“, zentriert um einen lila umrandeten Kreis mit dem Begriff. Vier Hauptäste sind erkennbar:      Haltung (links):          Bildung = prozesshafte Aktivität: Kollaborativer Prozess, Co-Creation, kritisches Hinterfragen von Normen.          Sicherheit lässt sich nie garantieren: Geteilte Verantwortung, transparente Bedingungen, Code of Conduct, „consciousness-raising work“.      Explizites Wissen (rechts oben):          Inhalte wie The Intelligent Choir, Vocal Painting, Improvisation, Stimmbildung (CVT und Estill), Vocal Care, Arrangement & Komposition, Pop-/Jazz-/Improvisationsmethoden, queere Perspektiven, mentale Gesundheit, Neurodivergenz.      Implizites Wissen (rechts unten):          Situierung: queer, neurodivergent, viel Berufserfahrung, klare politische Haltung.          Tacit Knowledge: Körperlich-musikalisches Wissen, z. B. über Rhythmus, Stimme, Planung, Haltung, inklusive Hochschullehre.  Die Mindmap reflektiert ein ganzheitliches Lehrverständnis, das Wissen, Haltung und Erfahrung zusammendenkt und marginalisierte Perspektiven integriert.

Ich glaube, vor allem möchte ich mich zeigen. Eines der Dinge, die mich glauben lässt, dass ich geeignet für die Stelle bin, ist, dass ich mich gut kenne und weiß, was ich mitbringe. Ich bin transparent, volunerabel, aber auch stark, zeige politische und menschliche Haltung und bin dabei sanft und empathisch. Ich selbst bin meine größte Stärke.

Klar, fachlich kann ich auch viel und habe auch viel explizites und implizites Wissen aus meiner Praxis, mit denen ich die Lehre bereichern könnte. Aber das haben die anderen Bewerber*innen auch. Einige von ihnen sind ja meine friends und ich weiß, dass sie es voll drauf haben.

Stattdessen möchte ich also mich zeigen, weil in mir so viele Vorstellungen darüber stecken, wie ich lehren möchte. Ich frage also nicht, wie kann ich mich in die Struktur reinpressen, sondern entscheide: Ich gebe mich der Struktur hin und wenn nicht alles von mir reinpasst, dann liegt es nicht an mir.

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