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Lineare Texte

Heute hatte ich einen richtigen Breakthrough. Anne und ich schreiben gerade ein Paper zusammen. Und während ich die letzten zwei Wochen Masterbewerbung und Lehrauftrags-Bewerbung gemacht habe, hat sie richtig geacktert und einen tollen Text geschrieben. Aber ich habe mich immer mehr distanziert von dem Text gefühlt. Mir fehlte der Überblick. Ich hab zwas Ergebnisse mit ihr besprochen und wusste, worum es uns geht. Aber ich kannte eben den letzten Stand nicht. Ich habe einfach ein Problem mit linearen Texten. Anne meinte, ich soll eine Mind Map malen, während ich den Text lese. Und obwohl ich schon fremde Texte so bearbeitet habe, war es das erste Mal, dass ich meinen eigenen (also unseren gemeinsamen) Text so gelesen habe. Und das hat so gut geklappt!

Ich konnte plötzlich voel besser den roten (bei mir gelben) Faden erkennen und sehen, wo unsere Ergebnisse und unsere theoretischen Anbindungen verbunden sind. Wo unsere These durch und unsere Annahmen durch die Ergebnisse gestützt wurden. Und ich konnte sehen, wo mir noch Cross-Referenzen fehlen, wo ich mir tiefe wünsche und wo die Struktur nicht stringent ist.

Eine bunte handschriftliche Mind Map zeigt die Struktur und inhalte in Klaras und Annes Paper "Becoming the one brave enough"

Nachdem ich länger das Gefühl hatte, nicht genug beitragen zu können, habe ich mich heute endlich wieder als Teil des Prozesses gefühlt. Das war schön und ich habe gemerkt, dass es auch Anne gut getan hat.


Wenn ich an meinen vielleicht anstehenden Master denke, habe ich einige Sorgen. Zwar finde ich wissenschaftliches Arbeiten toll und habe mich auf den Bereich künstlerische Forschung beworben und darf auch etwas unkonventionellere Outputs generieren.

Aber seit meiner ADHS Diagnose bemerke ich viele meiner Struggels aus dem Bachelor erst retrospektiv.

Die Literaturarbeit bei Hausarbeiten hat bei mir immer eeeewig gedauert. Ich hatte mehrere Ringbindungen voll mit Texten. Und so leicht es mir gefallen ist, eine Fixierung für mein Hausarbeitsthema zu entwickeln, so schwer ist es mir gefallen die Texte zu lesen und auch die Literaturauswahl einzuschränken. Es gibt überall noch interessantere, tollere, erkenntnisreichere Texte zu lesen. Und dann habe ich auch manchmal einfach 8h gebraucht um einen Text zu lesen. Nicht, weil ich ihn nicht verstehe. Sondern, weil er linear ist. Und mein Kopf ist nicht linear. Mein Kopf ist chaotisch und systemisch. Ich denke in Systemen und Zusammenhängen. Systeme und Zusammenhänge sind nicht linear.

Inzwischen habe ich in FreeForms eine riesiges living document, das einfach eine Mind Map zu meinem Forschungsvorhaben ist. Und diese erweitere ich jedes Mal, wenn ich zu dem Thema arbeite.


Ich habe aber Angst, dass diese Übersetzungsarbeit mich mehr Kraft und Zeit kostet, als andere. Ich habe mir fest vorgenommen, ADHS-freundliche Strukturen im wissenschaftlichen Arbeiten einzufordern und vertraue den Dozierenden im Studiengang auch. Ich wünsche mir auch, Strategien zu erarbeiten, die die Potentiale darin fördern und mir helfen mit Herausforderungen umzugehen. Gleichzeitig lerne ich ja selbst noch, was funktioniert und was nicht. Und was wären denn Strukturen, die mir helfen? Mehr Zeit? Die will ich ja nicht. Ich will nicht meinen kompletten Master im Hyperfokus sein.

Vielleicht lassen sich einige Dozentis ja auf nicht lineare Textformen ein. Und ich bin sicher es gibt Studis, die ähnliche Herausforderungen und Strategien haben und wir können uns zusammentun.

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