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Was Möglich werden könnte...

Heute war ich an der HfMT Köln. Studierende eines Vertiefungskurses Popcholeitung bei Jan-Hendrik Herrmann haben sich mit der Demokratisierung chorischer Prozesse beschäftigt. Zum Abschluss haben sie zu einem Workshop eingeladen, an dem ich teilnehmen durfte. Der Workshop war toll und wir haben intensiv über Chor und demokratische Prozesse im Chor gesprochen. Vor Tatendrang wurde ich körperlich immer unruhiger, weil ich ganz aufgeregt war über die Gedanken und Konzepte, die in meinem Kopf zusammengefunden haben.

„Ein großes interaktives Bildschirm‑Whiteboard, auf dem eine handschriftliche Mindmap zu Organisation, Probeplanung und Musikarbeit gezeigt wird. Zentral steht das Wort „soziales“ in einem Oval, verbunden mit Begriffen wie „Kommunikation“, „Atmosphäre“, „Gruppendynamik“, „Feedback“ und „Regeln?“. Rechts oben ist „Orga“ in einem Kreis, mit Pfeilen zu „Finanzierung“, „Struktur schaffen (Vorstand etc.)“, „Probenräume“, „Probentermine“, „Aufnahme neuer Mitglieder“. In der Mitte unten ist „Musik“ in einem Kreis, mit Verbindungen zu „Arrangements“, „Direktkompetenz (Didaktik?)“, „Klavier (Gesangstechnik)“, „Programmauswahl“. Am unteren Rand wiederum läuft ein Pfeil vom linken unteren Bereich („Beziehungsarbeit“) zurück zur „Musik“. Alles ist mit Pfeilen, Ellipsen und handschriftlichen Notizen verbunden.“
Mindmap aus dem Workshop "Demokratisierungsprozesse in der Ensembleleitung" am 23.06.2025 an der HfMT Köln

Am Anfang stand die Frage, welche Bereiche der Chorarbeit demokratisiert werden können. Ich würde ja sagen, alle. Aber viel Grundlegender hat mich dann die Frage bewegt: Aus welchen Beweggründen sollen chorische Prozesse demokratisiert werden. Oft wird das Argument angebracht: um die Chorleitung von ihren Aufgaben zu entlasten. Auch ich habe dieses Argument schon oft angebracht. Doch ist das dann ehrlich demokratisch? Mit diesem Argument habe ich oft versucht Chorleiter*innen zu überzeugen, die ein sehr konservatives Bild von Chorleitung haben - Top - Down, Maestro - Ensemble. Aber dann verbleibe ich ja in der Leitungszentrierten Sichtweise. Stattdessen möchte ich also fragen: Warum werden chorische Prozesse demokratisiert? Wer profitiert davon? Was sind Potentiale, wo liegen Hürden?

Im Nachgespräch mit Jan habe ich reflektiert, was bereits meine Überzeugung ist: Chöre an sich sind aufgrund ihrer Struktur politische Räume. Nicht im Sinne von politischer Inhalte, sondern auf Handlungsebene. Und ob das nun in den Vordergrund der Betrachtung geholt wird oder nicht - Chöre handeln immer politisch. Und wir können davon profitieren, wenn wir diese politischen Prozesse sichtbar machen, um im kleinen Rahmen Demokratie zu üben. Wir können im kleinen Rahmen üben demokratische Werte umzusetzen. Das beinhaltet für mich Gleichstellung, Konfliktfähigkeit, Reibung, Wachsen, Lernen, Zuhören, Folgen und Führen. Ens Studenti sagte, dass gelebte Demokratie eine Haltung ist, in der Sänger*innen und Leitung gleichwertig sind, was auch bedeutet, dass sie den anspruch auf gleichermaßen lebbare Bedingungen haben.

Wenn ich mir unter diesen Überlegungen die Frage stelle: Welche Prozesse im Chor können demokratisiert werden? Dann komme ich schnell zu meiner Impulsiven Antwort: Alle.

Ein Stück Papier mit handschriftlicher Notiz in schwarzer Tinte. Auf dem Papier befindet sich folgender Text: ‚Demokratisch ist nicht das, was jetzt gerade möglich ist. Sondern das, was ich mir vorstellen kann in Zukunft möglich zu machen. Jetzt kann Sänger*in XY, noch keine Probe teilen, aber es könnte möglich werden…‘ Daneben eine Denkblase mit dem Begriff DREAMER.

Initial beantworten viele die Frage mit: Man könnte Aufgaben und Prozesse auf sozialer oder organisatorischer Ebene demokratisieren. Und ich glaube, auch ich habe oft dort angesetzt. In Workshopformaten habe ich oft den Druck, schnell ein Ergebnis zu erzielen, weil eine langfristige Arbeit mit den TN nicht möglich ist. Aber heute ist mir aufgegangen: Das vermittelt, dass Demokratie eine Methode ist. Oder ein Methodenbaukasten, mit dem wir Chöre demokratisieren können, wenn es den künstlerischen Zweck erfüllt, oder Aufgaben zu erledingen sind, die ich als Chorleitung nicht übernehmen möchte. Aber wenn ich Demokratie als Haltung begreife, als eine Haltung den Prozess über das Ergebnis zu priorisieren. Dann wird auch Demokratie zum Prozess. Und dann kann ich die Frage auch auf verschiedene Arten stellen:

  • Welche Prozesse kann ich jetzt sofort demokratisieren?

  • Welche Prozesse kann ich mir vorstellen in Zukunft zu demokratisieren?

    • Welche Voraussetzungen braucht es dafür?


Ich erlebe mich heute in der Rolle des*der Dreamers. Ich träume groß und davon, dass alles möglich ist. Von von dem, was möglich sein könnte. Ich träume im Sinne von Futurity (Future + Reality): Von dem, was in der Zukunft möglich sein könnte und was im Jetzt und in der Realität beginnt.

Demokratie als Prozess beginnt im JETZT und adressiert das, was gerade fehlt und in Zukunft existieren soll.

 
 
 

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